Wohnmobil mieten in den USA – Unsere Erfahrungen

Wohnmobil C-Class 30ft Roadbear 2023

Nach drei Roadtrips mit Mietwagen sollte es im Herbst 2023 endlich ein Roadtrip mit dem Wohnmobil werden. Das wir dies nicht früher ausprobiert haben, lag daran, dass man in den USA meistens nur einen Kindersitz sicher befestigen kann. Jack & Leilah sind nun aber Teenies und die Kindersitze Geschichte.

Ein weiterer Grund war, dass wir während unserer Rundreise im Herbst 2022 feststellten, dass es toll wäre, wenn wir direkt in den Nationalparks übernachten könnten. Mit dem Mietwagen ist dies selten möglich, da es meist nur in den grossen Nationalparks Unterkünfte gibt, die dann aber kaum bezahlbar sind.

Bereits bei der Rückkehr stand fest: Für den nächsten Roadtrip werden wir ein Wohnmobil mieten.

Frühere Erfahrungen

In Kanada waren wir 2016 mit einem Truck Camper unterwegs, welcher unsere damaligen Bedürfnisse perfekt erfüllt hat. Die Betten im Truck Camper wären für Jack & Leilah in der Zwischenzeit aber zu kurz gewesen, und in den USA gibt es kaum Anbieter, welche diesen Fahrzeugtyp vermieten. 

Wohnmobil-Typen

Die weitere Recherche ergab, dass es grundsätzlich 3 Fahrzeugtypen gibt:

Van (Class B)

Der Van ist die Kleine und kompakte Variante im Stil der in Europa bekannten Ford Transit oder Mercedes Sprinter Camping-Vans. Er ist nur 6.5 Meter lang, verfügt über ein Doppelbett im Aufstelldach und ein Doppelbett im hinteren Teil des Fahrzeuges, eine Toilette und eine Dusche und sogar über Solarzellen auf dem Dach. 

Wohnmobil (Class C) 

Die C Class Wohnmobile sind die klassischen Wohnmobile, welche man auch in Europa kennt. Die US-Modelle haben üblicherweise ein Slide-Out, oft sogar zwei. Die unterschiedlichen C Class Modelle sind zwischen sieben und zehn Meter lang und bieten je nach Ausstattung zwischen fünf und sieben Schlafplätze. Je länger das Wohnmobil, desto grösser das Bad und die Küche. 

Car (Class A)

Das Class A Wohnmobil sieht von aussen aus wie ein kleiner Car und ist die Luxusklasse der Wohnmmobile. Obwohl er zwischen 9 und 10 Metern lang ist, hat er weniger Schlafplätze als das Class C Wohnmobil. Dafür ist der restliche Wohnraum viel grosszügiger konzipiert.

And the winner is….

Wir haben uns schlussendlich für ein C-Class Wohnmobil mit einer Länge von 26-28ft entschieden. Uns wurde vom kleinsten Modell abgeraten, weil die Strassen in den USA genügend breit sind und wir den Platz im mittleren Modell sicherlich zu schätzen wüssten. Da die Kinder 1.5 Wochen von der Schule dispensiert waren, sollte genügend Platz vorhanden sein, damit Jack & Leilah den verpassten Schulstoff erarbeiten konnten. Da ein grosser Teil der Route durch die Rocky Mountains führte, rechneten wir mit tieferen Temperaturen und teilweise schlechtem Wetter, weshalb der Van aufgrund des Aufstelldachs nicht in Frage kam. Den Car haben wir gar nie in Betracht gezogen, weil wir diesen als viel zu gross empfanden. 

Vermieter

Die bekanntesten Vermieter in den USA sind RoadBear, El Monte und Cruise America. Road Bear RV ist der teuerste Anbieter mit der jünsten Flotte, Schweizer Vergangenheit und den besten Bewertungen. El Monte gehört mittlerweile auch zu Road Bear, hat etwas ältere Fahrzeuge und ist darum etwas günstiger. Cruise America ist der Anbieter mit den tiefsten Preisen, die Wohnmobile verfügen aber über keine Slide-Outs. 

Facts & Figures

Roadbear C-Class 30ft (gebucht 26-28ft)
CHF 6384.00 inkl. Zusatzversicherung ohne Selbstbeteiligung (CHF 266.00/TAG)
Verbrauch: 26.37 Liter / 100 KM

Erfahrungen mit «unserem» Wohnmobil

Buchung

Die Buchung erfolgte über das Reisebüro unseres Vertrauens bei Road Bear. Wir haben uns für das All Inclusive-Paket entschieden, welches in unserem Fall 1/3 teurer war als das Standard-Paket. Im Standard-Paket sind keine Meilen inkludiert, diese müssen vorgängig gekauft werden. Zu viel gekaufte Meilen verfallen, fährt man jedoch mehr Meilen als gekauft wurden, sind die zu viel gefahrenen Meilen wesentlich teurer. Neben den unlimitierten Meilen und der Vollkaskoversicherung ohne Selbstbehalt sind im All Inclusive-Paket auch folgendes enthalten:

  • Bettwäsche (Duvets, Kopfkissen und passende Bezüge)
  • Hand- und Badetücher
  • Küchenutensilien (Pfannen, Geschirr, Besteck etc.)
  • Haushaltsartikel (Besen, Eimer)
  • Campingstühle
  • Bereitstellungsgebühr

Übernahme

Die Übernahme kann ab 12.30 Uhr erfolgen. Zu beachten ist, dass keine Wohnmobile am Tag der Ankunft aus Europa übernommen werden können. Damit sollen Unfälle in Folge Übermüdung vermieden werden. Wenn das gemietete Wohnmobil nicht erst am Übernahmetag vom vorherigen Mieter zurückgegeben wird, kann nach Absprache mit dem Vermieter eine Übernahme bereits am Morgen (üblicherweise ca. 8.30 Uhr) vereinbart werden. 

Nachdem wir aus dem Hotel ausgecheckt und ein Uber zur Vermietstation bestellt hatten, erhielten wir per E-Mail die Nachricht, dass wir «unser» Wohnmobil sicherlich nicht vor 15.00 Uhr übernehmen könnten. 

Da wir unseren Grosseinkauf bereits online erledigt hatten und nur noch bei Walmart abholen mussten, konnten wir uns die Zeit auch nicht mit dem Einkauf vertreiben. Wir deponierten darum unser Gepäck und gingen Mittagessen. Gegen 14.30 Uhr waren wir zurück bei der Vermietstation und warteten weiter auf unser Zuhause auf Rädern…. 

1.5 Stunden später kam etwas Leben in die Sache. Wir konnten endlich den Mietvertrag besprechen, unzählige Male unsere Initialen und Unterschriften auf dem Papier verewigen, bevor es dann kurz vor 5 zum Camper ging. 

Der Camper stand bereits seit unserer Rückkehr vom Mittagessen auf dem Platz, da er aber mind. 30ft lang war, gingen wir nicht davon aus, dass es sich um «unser» Wohnmobil handelt. Nach der spärlichen Einführung und der äusserlichen Kontrolle des Fahrzeugs konnten wir unser Gepäck einladen. Und dann ging es endlich los….

C-Class Wohnmobil auf dem Walmart Parkplatz
1. Zwischenstopp bei Walmart – Abholung des Einkaufs

Die ersten Kilometer waren gewöhnungsbedürftig, die Riesenkiste klapperte extrem laut. Unser erster Campingplatz befand sich zwar nur 1.5 Stunden Fahrzeit entfernt im Rocky Mountain Nationalpark, da wir aber erst um halb sechs losfahren konnten, war es bei unserer Ankunft bereits am eindunkeln. Für den ersten Tag sicherlich nicht optimal, auch weil wir beim beziehen der Duvets feststellen mussten, dass die Decken und Bettwäsche noch feucht waren.

Unterwegs

Nach dem holprigen Start hatten wir uns schnell an das Leben im Camper gewöhnt. Die Kinder beklagten sich nur, dass es im Wohnmobil keine Geschirrspülmaschine gibt und beim leeren der Abwassertanks rümpften sie regelmässig die Nase.

In den ersten fünf Tagen machte uns die Batterie noch Probleme. Nach mehreren Telefonaten mit RoadBear durften wir dann doch noch eine Garage aufsuchen. Nach dem die leere Batterie gewechselt wurde, konnten wir das Wohnmobil dann auch wieder mit ruhigem Gewissen parkieren.

Rückgabe

Das Wohnmobil muss innen gereinigt sowie die Bettwäsche abgezogen retourniert werden. Nach dem wir die Schlüssel abgegeben und unsere restlichen Lebensmittel sowie Besen, Sitzerhöhung etc. im Resteregal deponiert hatten, mussten wir erneut lange warten. Aus den angekündigten 10 Minuten wurde fast eine Stunde, die Mitarbeiterinnen kamen und gingen, diskutierten dabei immer über die defekte Markise, bis wir endlich an den Schalter gerufen wurden. Dort wurde uns mitgeteilt, dass die Folie über dem Slide-Out auf der linken Seite beschädigt sei und wir rund $800.00 zu bezahlen hätten. Wir wussten mit 100%iger Sicherheit, dass wir diesen Schaden nicht verursacht haben. Da der Slide-Out jedoch bei der Übernahme nicht ausgefahren wurde, war dieser Schaden bei der Übernahme natürlich auch nicht auf dem Protokoll vermerkt worden. Wir diskutierten länger, bis man sich bereit erklärte, auf dem Übergabeprotokoll des Vormieters nachzusehen. Zum Glück war dort an genau der gleichen Stelle ein Schaden bei der Rückgabe, welche wohl verstanden am Tag unserer Übernahme stattfand, vermerkt. 

Details zum Fahrzeug

Anstelle des gebuchten 26-28ft Wohnmobils erhielten wir ein Sunseeker 30ft Wohnmobil. Das vermeintliche «Upgrade» sollte sich jedoch bald als «Downgrade» entpuppen… 

Der Grundriss

….und seine Nachteile:

Bei den meisten Wohnmobilen befindet sich die Sitzgruppe mit Tisch direkt hinter der Fahrerkabine. Bei unserem Wohnmobil befand sich da jedoch eine Couch, welche quer zur Fahrtrichtung, also mit dem Rücken zum Fenster, stand. Gegenüber der Couch war die Aussentür sowie die unendlich lange Küchenzeile. Vis-a-vis von Kochherd und Kühlschrank befand sich die U-förmige Sitzgruppe, welche mit drei Sicherheitsgurten (1x in Fahrtrichtung, 1x Entgegen Fahrtrichtung, 1x mit Rücken zum Fenster) und einem extrem kleinen Tisch ausgestattet war. 

Das Essen zu viert war regelmässig eine Herausforderung, genauso wie der Abwasch. Das Spülbecken war so riesig, dass es viel zu viel Wasser gebraucht hätte, um auch nur das Geschirr mit Wasser bedecken zu können. 

Der grösste Nachteil war aber sicherlich die ungewöhnliche Anordnung der Sitzgruppe. Während der Fahrt konnten Jack und Leilah somit nur links (in Fahrtrichtung) aus dem Wohnmobil sehen, rechts wurde die Sicht durch den Kühlschrank und das fehlende Fenster verunmöglicht. 

Obwohl unser «Schiff» riesig war, waren die Hausaufgaben der Kinder eine Herausforderung, da der Tisch schlicht zu klein war, um zu zweit daran zu arbeiten. 

Fazit

Für uns gilt in Zukunft auch hier: Weniger ist mehr. Wir hatten eine tolle Zeit im Wohnmobil. Fürs nächste Mal wünschen wir uns jedoch unseren eigenen kleinen 4×4 Van, den das perfekte Fahrzeug für unsere Bedürfnisse gibt es, wie wir bereits 2015 in Australien festgestellt haben, nicht zu mieten. In Bezug auf den Vermieter hinterliessen die späte Übernahme, die Probleme mit der Batterie unterwegs und auch die Rückgabe einen etwas fahlen Beigeschmack, und wir werden RoadBear beim nächsten Mal trotz Bärnerbär im Wappen eher nicht berücksichtigen. 

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